Geschichte

DIE GESCHICHTE


Der Hamburger Engelsaal und seine Geschichte

Als vor 150 Jahren in Paris Jacques Offenbach sein erstes Operettentheater eröffnete, wurde im Hamburger Engelsaal schon fast 50 Jahre Theater gespielt. Es war die legendäre Witwe Hantje, die als Wirtin des damaligen Ausflugslokales „Hotel de Rome“ am Valentinskamp zwischen Bürgermeistergärten und Gängeviertel ihr Gesellschaftshaus um einen Theatersaal erweitern wollte.

Das Ende des 18. Jahrhunderts erbaute Haus lag zwischen dem Hamburger Nationaltheater am Gänsemarkt und dem Theater am Dragonerstall (an der Stelle der heutigen Laeiszhalle), das als sogenannte Theaterbude an durch das Land ziehende Schauspielgruppen vermietet wurde. Erst durch einen Prozess gegen den Senat 1809, den die resolute Frau gewann, konnte das "Theater im Engelsaal", dessen Name sich von den goldenen Engeln an der Balustrade herleitete, eröffnet werden. Fortan wurden in diesem Theater, dessen Räumlichkeiten heute historisch getreu rekonstruiert wurden, und das inzwischen unter Denkmalschutz steht, vorwiegend Hamburger Volksstücke und musikalische Possen gespielt. Auch nach dem Tod der Witwe Hantje wurde der Theatersaal von den neuen Eigentümern, der Familie Tütje, weitergeführt. Die eigentliche Konzession erwirbt dann 1842 der Direktor des "Theaters in der Steinstraße" Charles Maurice Schwarzenberger, der sich Cherie Maurice nennt und 1843 mit dieser Urkunde das "Thalia-Theater" gründet.

Als um 1920 das Haus noch einmal umgebaut wurde, der große Unions-Festsaal vergrößert und das Etablissement in Neustädter Gesellschaftssäle umbenannt wurde, wurde der Engelsaal geschlossen. In diese Räume zogen die Hamburger Volkszeitung und eine Druckerei ein. Nach dem Kriege wurden die Räumlichkeiten u.a. als Versteigerungssaal eines Hamburger Auktionshauses genutzt.

Das Haus verfiel zusehends und erst 1997 konnte es durch private Investitionen in den alten Zustand zurückversetzt werden. Der Engelsaal wurde fortan als Kulturraum wiedergenutzt und durch Karl-Heinz Wellerdiek nach rund 85 Jahren am 3. März 2005 als Theater wiederbelebt.

Neben der Staatsoperette in Dresden, der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig und dem Staatstheater am Gärtnerplatz in München ist der Hamburger Engelsaal das einzige private Operettenhaus Deutschlands mit Repertoire-Programm.

Der Prinzipal
Karl-Heinz Wellerdiek † wurde 1959 im ostwestfälischen Gütersloh geboren. Er wurde zunächst als Tischler und Kaufmann ausgebildet, bevor er sein Gesangs- und Schauspielstudium in New York, München und Hamburg begann.

Mitte der achtziger Jahre begann er als jüngster Hotelier Deutschlands eine Karriere mit fünf eigenen Hotels in Hamburg, die er aber zugunsten seiner Tanzschule Tanzkult aufgab. Als Produzent von Homevideos u.a. für die Universal-Pictures kreierte er eines der erfolgreichsten Lehrvideos auf dem deutschen Markt: Tanzen lernen Schritt für Schritt. Sängerisch der Operette und der leichten Muse verpflichtet, wurde er, nach einem schweren Unfall, der eine Zäsur in seinem Leben darstellte, mit seiner Gesangsgruppe Hommage durch zahlreiche TV-Auftritte auch bundesweit gekannt.

Ab Mitte der neunziger Jahre widmete er sich ausschließlich der Kunst und gründete neben seiner intensiven Bühnentätigkeit auf den Kreuzfahrtschiffen der Hapag-Lloyd, das Festival Hamburger Elbsommer, das eines der erfolgreichsten Sommerfestivals der Hansestadt wurde. Der auch als Autor zahlreicher Bühnenlibretti, Komödien, Drehbücher und Erzählungen tätige Regisseur, Schauspieler und Sänger erwarb 2004 die Räumlichkeiten von Hamburgs ältestem Privattheater, dem Hamburger Engelsaal, das er 2005 wieder eröffnete und dem er als Prinzipal vorstand.

Das Theater der leichten Muse gilt heute als einziges deutschsprachiges Privattheater mit Repertoireprogramm und widmet sich vornehmlich der Operette und dem Musiktheater. Mit der großen Engelsaal-Philharmonie und dem Engelsaal-Schlagerorchester erfüllte er sich seinen Traum, die unvergessenen Melodien aus Operette, UFA-Tonfilm und goldenen Schlagern auch außerhalb Hamburgs einem begeisterten Publikum zu präsentieren.

2010 wurde er mit dem Silbernen Portulageser der Hamburger Bürgervereine für sein Kultur-Engagement ausgezeichnet. DIE WELT nannte ihn: „Den ungekrönten König der leichten Muse“. 2019 verstarb Karl-Heinz Wellerdiek. Seitdem wird der Engelsaal nach seinem Wunsch und in seinem Sinne weitergeführt.
Share by: